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Muss „guter“ Journalismus immer negativ sein? Im Gegenteil: In einer Studie schätzten User:innen einen „konstruktiven“ Artikel als vertrauenswürdiger und objektiver ein.
Eine mögliche Antwort auf das Phänomen der Nachrichtenvermeidung ist der konstruktive Journalismus, der auch positive Aspekte und mögliche Lösungen berücksichtigt. In der Berichterstattung über Krisen setzt er gerne auf kraftgebende Geschichten („restorative narratives“), die den Fokus nicht auf Leid und Tragödie legen, sondern zeigen, wie Menschen mit der Situation umgehen und welche Fortschritte sie dabei machen. Svenja Schäfer von der Universität Wien hat gemeinsam mit Kolleg:innen ein Online-Experiment durchgeführt, um zu überprüfen, ob diese Methode funktioniert. Den Teilnehmer:innen wurden dabei zwei Versionen eines Artikels vorgelegt.
Der eine schilderte lediglich eine problematische Situation, der andere zeigte zusätzlich Handlungsmöglichkeiten auf und verwendete mehr positive Emotionen. Das Ergebnis: Nach Lesen des restorativen Artikels fühlten sich die Teilnehmer:innen besser als nach der eher negativen Variante. Interessanterweise bewerteten sie auch seine Qualität höher, erachteten ihn als vertrauenswürdiger und objektiver. Auch die Bereitschaft, den Artikel zu liken oder zu kommentieren, war größer, was sich positiv auf die Sichtbarkeit in sozialen Medien auswirkt. „Journalismus ist auf Negativität getrimmt“, sagt Schäfer. „Und er soll darauf aufmerksam machen, was nicht gut läuft, aber zugleich den Menschen dabei helfen, gut mit dem Thema umzugehen und nach dem Lesen nicht frustriert zu sein. Journalist:innen haben oft eine falsche Vorstellung von den Bedürfnissen ihres Publikums.“
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